Aufbau der Stadt im Mittelalter

Typischer Grundriss einer Stadt im Mittelalter:

Stadtmauer:
Sie diente zum Schutz vor Angriffen. Außerdem besitzt sie nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtete Stadttore, durch welche die Bewohner ein und ausgehen konnten.

Marktplatz:
Der Marktplatz diente als Versammlungsort und war zudem als Handelsort gebräuchlich. Er war das Zentrum der Stadt, zu dem jedes der einzelnen Stadttore hinführte. Die folgenden Bauwerke lagen ebenfalls im Zentrum:

  • Kirche:
    Der Glaube war im Mittelalter das Maß aller Dinge, deshalb wurde sie im Zentrum der Stadt errichtet.
  • Brunnen:
    Da in der damaligen Zeit kein Haus über einen Wasseranschluss verfügte, waren die Leute gezwungen den Brunnen als Hauptwasserquelle zu nutzen.
  • Spital (Krankenhaus):
    Das Spital diente hauptsächlich als Armenhaus und Unterkunft für Pilger.
  • Vorratsspeicher:
    Der Vorratsspeicher war für Jahre der Missernten gedacht.

Straßen:
Die Straßen waren sehr eng und leicht gebogen, um die Bewohner vor Kälte und Wind zu schützen. Die Straßen waren ungepflegt und mit Hausmüll bedeckt.

Häuser:
Für die Gärten war kein Platz mehr übrig, da die Häuser sehr eng aneinander gebaut waren. Die Dächer der Fachwerkbauten waren mit Stroh oder Holzschindeln bedeckt, und dadurch undicht, was zu Problemen beim Heizen führte. Sie hatten Balkone die meist schön verziert waren.

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Gründe für die vielen neu erbauten Städte im Mittelalter

Nach der Zerstörung des Römischen Reichs gab es nur noch wenig funktionierende Städte. Im Mittelalter wurden von Königen, geistlichen und weltlichen Fürsten neue Städte erbaut, die meist um Kirchen, Klöster, Burgen und Pfalzen lagen. Die Gründe für den ansteigenden Städteausbau waren vielseitig:

  • Landwirtschaftliche Erfindungen führten zu einer besseren und ertragsreicheren Ernte und ermöglichten dadurch einen Anstieg der Bevölkerung, sowie eine Arbeitsteilung zwischen Land und Stadt.
  • Der vermehrte Handel von Produkten verbesserte den Wohlstand der Bürger. Das führte zu einem Übergang, indem nicht mehr mit Lebensmittel verhandelt wurde, sondern mit Geld.

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Das Deutsche Reich mit der Vielfalt an mittelalterlichen Städten

Im Deutschen Reich gab es um 1320 fast 4000 Städte, in denen jeweils 2000-5500 Einwohner lebten. 50 von diesen 4000 Städten wurden als Großstädte anerkannt, viele von den Kleinstädten wurden erst heute als Dörfer angesehen. Die Vielfalt mittelalterlicher Städte unterscheidet man hauptsächlich:

  • nach ihrer Größe in Klein-, Mittel-, Groß- und Weltstädte
  • nach ihrer Entstehung: Wachstum der Städte und Gründungsstädte (wurden die Städte neu ausgebaut oder neu gegründet.)
  • nach ihrem wirtschaftlichen  Schwerpunkt: Acker-, Gewerbe-, Handwerks-, und Handelsbürgerstädte.
  • nach dem Ansehen des Stadtherrn: Bischofstädte,  Städte eines Kaisers, eines Landesherrn ( Freie Reichsstädte.)

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„Stadtluft macht frei!“

Die Bevölkerung auf dem Land war abhängig von der Grundherrschaft und hatte wenig Rechte, im Gegensatz zu den Stadtbürgern, welche einen privilegierten Stand* hatten. Sie konnten viele Entscheidungen ohne eine Genehmigung des Herrn treffen. Das Sprichwort bedeutet also, dass derjenige, der in die Stadt zog, freie Entscheidungen treffen konnte.

*privilegierter Stand, war ein besserer Stand mit besonderen Rechten

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Rangordnung der damaligen Zeit und Lebensverhältnisse


Oberschicht:

Zur Oberschicht gehörte eine kleine Minderheit der Patrizier, die reiche Fernhandelskaufleute und Ministeriale waren.
-> Sie hatten Macht und Vermögen, zudem wohnten sie in komfortablen Bürgerhäusern in reichen Gegenden mit Sicherheitsvorkehrungen, die vor Ausbeutungen schützten.
Mittelschicht: Zur wohlhabenden Mittelschicht gehörten Handwerksmeister, Kaufleute, Beamte und sonstige reiche Stadtbewohner.
-> Sie hatten genug Vermögen um sich komfortable Bürgerwohnungen zu leisten.
Unterschicht: Zur Unterschicht zählten 2/3 der Bevölkerung:  Kleinhändler, Gesellen, Lehrlinge, Dienstboten, Tagelöhner, Mägde und Knechte.
-> Sie wurden als Einwohner ohne politische Rechte bezeichnet. Sie waren keine Bürger und mussten daher in kärglichen Behausungen leben.
Randgruppen: Zu den Randgruppen gehörten Zigeuner, Bettler, Gaukler, Henker, Schausteller, Hausierer, unehelich geborene Kinder, Blinde, Leprakranke und Schwachsinnige.
-> Sie wurden von der Gesellschaft ausgeschlossen, aber geduldet.  Sie hatten keinen festen Wohnsitz.

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Warum wird die Stadt von Historikern als modernes Element des Mittelalters bezeichnet?

Die Städte im Mittelalter sind für Historiker nicht nur viele Menschen auf engem Raum gewesen, sondern zählten sogar schon zu den „moderneren“ in die Zukunft weisenden Elemente des Mittelalters. Der Konkurrenzkampf zwischen Handwerk und Gewerbe führte zu besseren Produkten und somit zu neuen Produktionsmethoden. Der Reichtum wuchs an, sodass eine frühkapitalistische Wirtschaftsweise entstand. Neu war, dass jeder Bürger durch Fleiß, Erfindungsgeist oder auch Glück ein Vermögen erwerben, und somit in den sozialen Schichten aufsteigen konnte.

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Gotik und Romanik im Vergleich

-Gotik-

 

-Romanik-

 

  • Jünger
  • in der Zeitepoche vom 12. bis 13. Jahrhundert
  • Älter
  • in der Zeitepoche von 1000 bis 1250 nach Christus
  • Spitze Fenster, Türen
  • Runde Fenster, Türen
  • Hohe spitze Türme
  • Dicke massive Türme
  • Dünne Säulen
  • Dicke Säulen
  • Prunkvolle Verzierungen (viele Bilder, Figuren)
  • Schlicht (nicht viele Bilder)
  • Hochgebaut
  • Mehr in die Breite als in die Höhe gebaut
  • Schlossartig
  • Klosterartig

Verschmelzen oft miteinander

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Vergleich des bürgerlichen Zeitalters mit der modernen Gesellschaft

Dem mittelalterlichen Stadtbürgertum ging es nicht um die allgemeine Freiheit, um Mit-und Selbstbestimmung im Sinne menschlicher Grundrechte, sondern um die Beseitigung der Beschränkungen, die es an der vollen Entfaltung der bürgerlichen Wirtschafts- und Sozialordnung hinderten. Man kann keine Gemeinsamkeit zwischen der mittelalterlichen Stadt und der modernen bürgerlichen Gesellschaft finden. Hinzukommt, dass das genossenschaftliche Prinzip der „Kommune“ im frühneuzeitlichen Territorialstaat* und durch den Absolutismus zurück gedrängt und unterdrückt wurde.

*Territorialstaat bezeichnet einen Staat in dem sich die Herrschaft der Landherren über ein bestimmtes Gebiet und die dort wohnende Bevölkerung erstreckt.

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Quellen

  • TEXT
  • Geschichtsbuch das waren Zeiten 5 Vielfalt und Einheit Europa, Dieter Brückner und Harald Fock, 2009 Buchners Verlag, Bamberg, Seiten 76 – 85
  • „Territorialstaat“ (06.05.2012), http://www.bpb.de/wissen/BSYRXH
  • Unterrichtsmaterialien